Freitag, 1. Dezember 2006

Wie Medien das Grundprinzip Computerspiel verdrehen

shooter

Aktueller Anlass: Amoklauf Emsdetten. Ein 18-jähriger läuft in seine Schule, schießt mit Kugeln und Sprengsätze um sich und richtet sich anschließend selbst. Schuld waren die Computerspiele Counter Strike und Doom 3, die auf seinem Computer gefunden wurden und die er täglich spielte.
Eine kranke Welt, sagt jemand, der keine Ahnung hat.
Eine kranke Interpretation, sage ich.

Die Medien zerreißen Counterstrike wie schon damals, als der Amoklauf in Erfurt stattfand, in der Luft. Politiker sorgen sich um das Wohl des gesamten Volkes, solange es noch diesen wahnsinnigen Killerspielen ausgesetzt ist, fürsorglich versprechen manche im Wahlprogramm, Killerspiele zu verbieten. Diese Politiker haben leider keine Ahnung, lediglich ein großes Sprachrohr, mit dem sie ihre unqualifizierte Meinung preisgeben. Bild titelt wieder mit Horrorschlagzeilen, Focus TV toppt alles und benutzt die Verarschung eines kleinen Pseudoschauspielers als Beweismittel für Computerspielesucht. Dass das Spielen von Shootern Spaß macht, wird kein Fan der Szene bestreiten, dass es bedingt brutal ist. Leider sind viele der Leute, die den Mund am Weitesten aufmachen, am Wenigsten darüber informiert, wie so ein Spiel ist, geschweige denn haben selbst je eines gespielt.
Computerspiele - ob nun Shooter, Strategie- oder Sportspiel, sie alle dienen zur Unterhaltung des Spielers. So auch Shooter, die die Spielfiguren in mehr oder weniger blutige Schießereien verwickeln, für Kills Punkte verteilen und den Wettbewerb gegen den Computer oder den realen Gegner immer in den Vordergrund stellen.

Richtig ist, dass Gewalt zu Nachahmung führt, wie eine Studie belegt, bei der man Kindergartenkinder Tom und Jerry ansehen ließ und feststellte, dass ihr gemeinsames Spielverhalten nach dem Sehen der Folge brutaler wurde als bei der Kontrollgruppe. Das sagt uns einerseits, dass Gewalt - so subtil sie nun sein mag, ob offensichtlich in Spielfilmen oder verharmlost in Comics - zu Nachahmung führt. Ob diese Nachahmung von Dauer oder Nachhaltigkeit ist, wissen wir damit noch lange nicht. Ob dadurch die Hemschwelle zu höheren Gewaltformen herabgesetzt wird, wissen wir auch nicht.
Es ist falsch zu behaupten, Shooter würden aggressiv machen, so weit, dass man einfach mal einen Amoklauf macht. Diese Behauptung ist nicht nur stupide, sondern auch eine Unterstellung an alle Shooterspieler, die schwer sozial gestört sein müssten, träfe das auf alle zu. Von einer Million Counterstrikespieler begeht einer einen Amoklauf - dadurch macht man das Spiel für sein Verhalten verantwortlich?
Dumm nur, dass ein großer Teil der Medien das propagiert und ein großer Teil des Volkes die Propaganda auch noch glaubt.

Genauso unsachlich sind Behauptungen, dass die Realtität nicht mehr von der polygonbasierenden Spielwelt unterschieden werden kann. Das mag auf bestimmte Menschen zutreffen, die psychisch krank sind und keine normale Menschliche Wahrnehmung besitzen, auf einen normalen Spieler ist diese Beschuldigung aber nicht anwendbar. Vor allem motiviert ein Shooter in keinster Weise dazu, diese Gewalt "in echt" nachzuahmen. Wir reden hier von Pixeln, Polygonen und einem Zeigegerät in der Hand -
nicht einer AK-47 im Anschlag.

Bring it to mind.
.tobias

Nachtrag zum Prinzip Computerspiel (3.12.):

Die Anschuldigungen der Medien kommen sicherlich nicht aus jemandes Ärmel, es ist immer ein Hauch Wahrheit dran. In Sachen Suchtpotenzial zeigt z.B. World of Warcraft, dass Digitale Games abhängig machen können. Die sozialen Auswirkungen sind nicht abstreitbar, und laut einigen Zeitungsberichten gab es in Japan z.B. ein totes Baby, das von den zockenden Eltern "vergessen" wurde.
Es ist sicherlich nicht schlecht, dass das Thema Computerspiele wieder von der ethischen Seite beleuchtet wird, aber leider äußert sich die Kritikerwelt sehr polarisierend (dieses Wort ist fast klassisch in diesem Kontext..) und einseitig. Konstruktive Vorschläge, wie dem Problem beizukommen ist, gibt es von offizieller Seite so gut wie nie zu hören.
Ich finde es bedenklich, dass gerade das Problem Emsdetten diese Frage erneut aufwarf, obwohl der Bezug zu den Computerspielen ja wohl nur einen kleinen Teil des Puzzles von Sebastian B. darstellte.
Tom (Gast) - 2. Dez, 19:09

Verbot von shootern ist keine Lösung

Ich selber spiele diese sogenanten "Killerspiele" täglich und das macht mich noch nicht zu einem Amokläufer, ich bin nichteinmal in irgent einer weise gefährdet, selbts Gewald lehne ich ab und trotzdem habe ich schon zahlreiche Killerspiele gespielt von Counterstrike bis zu Doom.
Tatsache ist dass die Gesellschaft schuld ist, doch die Politik lenkt davon ab indem sie wieder mal die Gewaldspiele als Sündenbock darstellen.

Gentle - 2. Dez, 19:40

Yay Tom.

Genau das, was ich auch denke. Nicht nur, dass die Medien durch die Bezeichnung "Killerspiele" schon mal das Grundprinzip der Spiele verdrehen, sondern auch noch das falsche Verständnis von nicht-Spielern unterstützen.
Politiker suchen leider viel zu oft nach Sündenböcken...
Jochen (Gast) - 2. Dez, 21:06

Die liebe Gesellschaft...

Ihr macht es Euch ein bißchen leicht, genau wie die Politiker:
Sie stempeln bequem die "Killerspiele" als verantwortlich ab, ihr nicht weniger bequem die böse "Gesellschaft" als anonyme Herde von Sündenböcken. Wer ist das denn, diese Gesellschaft, das seid ihr nämlich im Endeffekt selbst...(und ich natürlich auch).

Geht ihr morgen zu dem komischen Kautz in Eurer Klasse/auf der Arbeit, der notorisch uncool ist, vielleicht nicht gut riecht, zweimal sitzengeblieben ist, Waffenkataloge sammelt und aus Einsamkeit womöglich den lieben langen Tag Computer spielt, um mit ihm im Eiscafe zu sitzen und über Philosopie und die Schönheit des Lebens zu diskutieren? Oder kauft ihr Euren nächsten Computer nicht bei Aldi oder Mediamarkt, sondern einen teuren, in Deutschland hergestellten, um Arbeitsplätze zu schaffen für die frustrierten Väter der Amokläufer von morgen???

So leicht ist das ganze nämlich meiner Meinung nach nicht, leider.

Außerdem:
Es gibt eine Studie, die gezeigt hat, daß viele Kinder, die täglich mehrere Stunden Computer spielen (ich glaube, mindestens 3 Stunden waren es), in der Schule oft Konzentrationsmangel hatten und deren Leistung stark sank.

Also könnten doch Computerspiele (und zwar nicht nur die brutalen!) womöglich nicht ganz 100% unschuldig sein an der Frustration vieler junger Menschen, die in der Schule schlecht sind, als Versager gelten und aus Frust noch mehr spielen...ein Teufelskreis, wie ich finde.
Aber das is nur so eine Idee von mir, und muß wohl erst noch weiter erforscht werden.

Die "Killerspiele" sind nicht alleine an Amokläufen schuld, und ich bin generell kein Freund von Medienverboten, nichtsdestotrotz bin ich der Meinung, daß die USK versagt hat und zu viele Spiele (nicht aus dem Internet, sondern "legal" im Laden gekauft!) in die Hände von Kindern kommen.

Deshalb wäre meine Forderung, die gewalttätigsten Spiele auf den Index zu setzen – sprich: Man kann sie durchaus weiterhin ab 18 kaufen, aber nur in bestimmten Läden und sie dürfen nicht offen im Laden herumstehen und es darf keine Werbung dafür gemacht werden. Und zwar nicht wegen Amok-Gefahr, sondern wegen schlechtem Geschmack und übertriebener Brutalität! ;-)

Und die Bezeichnung Killerspiele ist doch sooo falsch nicht (finde ich, und ich habe sie auch schon gespielt!), Schach ist allerdings auch als ein Schlachtspiel bezeichenbar...Welchen Namen würdet ihr denn als richtig empfinden?
van3st (Gast) - 3. Dez, 01:05

den schuldigen werden wir niemals finden

also ich finde es von beiden parteien sehr hochtragend zu sagen, die "killerspiele" seien schuld oder auch nicht an ereignissen, wie ammokläufen, erhötem gewalltpotential und "sozialer verrohung" etc.

sicherlich steckt wie so oft in beiden philosophien ein teil wahrheit und ein teil subjektives empfinden, doch die uhrsache für derartige gewalltausbrüche lässt sich so leicht garantiert nicht finden.

es ist einfach zu leicht(wie auch schon erwähnt), an so ziehmlich jedes spiel herranzukommen, ob nun gekauft oder gezogen.
fakto-> ist ein verbot dieser spiele sicherlich ideologisch ein feiner zug, dennoch rational gesehen "für´n arsch"(sry ^^)

das gewalltpotential durch die medien aufzuputschen und die games als sündenbock zu verschreien(was durchaus der realität entspricht) ist wohl ebenso falsch und nutzlos, wie diese games in
den höchsten tönen zu verteidigen, und gegen den derzeitigen presserummel hätze zu betreiben.

meiner meinung nach sollte man eher auf beiden seiten initiative betreiben, den usern solcher software klar zu machen, was sie dort eigendlich tun und wie sie mit diesen"neuen medien"(im gegnsatz zum schach;) ) umzugehen haben, und wie dies gerade im leben junger leute gefahrlos integriert werden kann.
es wäre in meinen augen einfach sinnvoller einander zu helfen mit computerspielen jeder zu leben, als auf mutmaßungen herrumzutrampeln, und das "volk" zu spalten.

sodenn verbleibe ich mit dem schlachtruf:
"MAKE LOVE NOT WAR"

gruss van3st
Granner (Gast) - 22. Sep, 21:37

Give a boy a gun!

Ich als langjähriger Zocker, habe mittlerweile aufgehört solche Spiele zu spielen. Interessant nur, das sich im sozialen Umfeld nichts geändert hat. Was nicht heißen soll das ich irgendein Loser bin, der den ganzen lieben langen Tag nichts besseres zu Tun hat als irgendwelche Shooter zu spielen und sein natürliches Umfeld total zu ignorieren! Nein ich habe eigentlich immer eine schöne Zeit verbracht und zwar in Onlinespielen, wie z.B. "CounterStrike" ganze 4 Stunden pro Tag.
Aber bin ich ein Amokläufer geworden? Nein!

So jetzt hab mich genug darüber ausgelassen, denn eigentlich geht es nicht um die "Killerspiele" (Das Wort steht nicht im Duden, daher im Anführungsstriche gesetzt. Unglaublich aber war, jedes mal wenn die Journalisten dieses Wort benutzen, machen sie einen Rechtschreibfehler und das ohne darauf hinzuweisen oder es in Anführungsstriche zu schreiben. Solche Leute nehme ich gar nicht erst ernst, da die für mich nur ungebildete Besserwisser sind.) oder deren Verbot, sondern einzig und allein darum, das die Medien und damit meine ich auch den Staat, von ihrem eigentlichen Versagen gegenüber der Gesellschaft ablenken wollen um die Tatsache zu vertuschen, das sie meinetwegen den Amokläufer in Erfurt nicht aufhalten konnte. Denn eigentlich muss man sich zuerst fragen, warum ist ein Mensch so verzweifelt, das er keinen anderen Weg mehr sieht, als die Menschen umzubringen, die ihm solches Leid zugefügt haben umzubringen und dann, weil er mit dieser Last nicht mehr länger leben kann sich selber das leben zu nehmen. (Ich finde die Bezeichnung "[...] richten sich anschließend selbst." finde ich äußerst unpassend gewählt, denn wenn er sich richten würde, würde er sich mit seinem Suizid selbst bestrafen, und das tut er nicht.)
Nun muss man sich fragen, was die Menschen ihm angetan haben, das er sie unbedingt mit nehmen möchte? Die Antwort lautet "Mobbing". Früher als hänseln bekannt, wird es heutzutage immer noch täglich an jeder Schule in (fast) jeder Klasse praktiziert und Lehrer sehen zum Teil tatenlos zu oder werden selbst zum Opfer. Ich muss zugeben das ich früher und zeitweise auch immer noch an solchen Dingen teilnehme. Es gibt mehrere Gründe,
erstens, hat dieser Schüler acht von uns verpetzt,
zweitens, der Gruppenzwang
und dritten, aber nur in sozialen Brennpunkten vorkommenden Probleme (Stress, Frust, Wut, Aggressionen und weitere), die von zu Haus mitgebracht werden und in der Schule ausgelassen werden. Wie und wo jedoch, kommen diese Schwierigkeiten/Probleme her bzw. entstanden? Von Computerspielen, kleinen zum einem Bild verdichtete bunte Quadrate, nach einem Klick durch die linke Maustaste einen andere Farbe annehmen? Ich sage nein! Denn ich frage sie/euch, wie ist es jeden Tag morgens eine Stunde früher aufzustehen, um die Geschwister zu wecken und ihnen etwas zum frühstück zu machen, weil die Eltern arbeiten müssen, oder weil sie nicht mehr wissen, wie sie die Familie über die Runden bringen sollen und verzweifeln? Wird man da nicht bekloppt? Ich weiß es nicht, doch es gibt sicherlich noch viele andere individuelle Probleme die zu diesem "betragen" in der Schule führen. Wie kann der Stadt, nun aber dafür sorgen, das es diese sozialen Probleme nicht mehr gibt? Und ich weiß es wieder nicht, und nicht deswegen unterstelle ich dem Staat dasselbige Nichtwissen, sondern wegen der Propaganda "Killerspiele".

Ich habe hier nun viel über meine Enttäuschung gegenüber Staat geschrieben und bin dabei vielleicht zusehr vom Thema abgekommen, mir fallen auch noch viele weitere Punkte ein die ich hier erklären möchte, doch dies würde einfach zu viel Zeit in Anspruch nehmen nur eins möchte ich noch den Leuten ans Herz legen, die in Wikipedia das Wort "Killerspiele" als ein im Duden stehenden Wort bezeichnen und Spiele als "Killerspiele", von deren Inhalt ich mir ziemlich sicher bin, das man dort aus Aliens schießt (Quake *hust*, Amoklauf - schieß auf kleine Kinder *röchel*). Ansonsten fällt mir immer mehr zu diesem Thema ein und ich danke dem Autor dieser Seite, das er mir und vielen anderen die Möglichkeit bietet ihre Meinung zu äußern.

MfG Granner, 15 Jahre, Deutschland und meine HP ist momentan offline deswegen wird es erwas dauern bis ihr die besuch könnt, ich hab übrigens dort nen längeren Artilkel zu diesem Thema verfasst, der Allerdings noch umfangreicher als der hier is...

Bevor ich es vergesse so im Jahre 1930 wurde das Radio als ein gefährliches Gerät für Kinder verkauft, weil sie davon Aggressiv würden, das gleiche beim Fernseher. Darüber lacht man heute teilweise noch,aber wenn man Menschen fragt, die zu dieser Zeit gelebt haben werden euch einiges darüber erzählen können.
Ich denke wir sind heutzutage in einer Welt, wo die Idee des Computer zu einem nicht verzichtbaren Alltagsgegenstand geworden ist, der Senioren Lebensmitteleinkäufe erledigen lässt und andere auf Knopfdruck eine Nachricht zu kommen lässt. Wer das noch nicht bemerkt hat, ist, und das meine ich nicht beleidigt sonder todernst, anscheinend nicht in der Lage die Tatsachen zu erblicken die vor ihm gerade dank eines Beamers an die Wand geworfen werden. Gerade was manche Politiker angeht... aber das ist ein anderes Thema.

Merlin (Gast) - 21. Jan, 19:04

Gründe?

Genau das wonach niemand fragt:

Grund für Computersucht:

Vielleicht ist einer der Gründe, warum Kids Computersüchtig werden der fehlende soziale Familienaspekt? Dadurch dass Lebensmittel etc. immer teurer werden, müssen die Eltern schwer schuften um den Lebensstandart der Familie zu erhalten dadurch haben sie keine Lust oder Zeit sich mit ihren Kids zu beschäftigen. Die suchen sich die Aufmerksamkeit im I-net oder schlagen ihre Zeit mit Computerspielen tot...

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