Schöne Seite. Ich finde es toll von dir,
dass du dir Gedanken über dein Leben machst
und mit anderen über sie diskutierst.
Nun aber zu meinem eigentlichen Beitrag.
Du sagst mit deinem Text, dass Descartes
mit seinem Ausspruch "Ich denke, also bin ich."
möglicherweise nicht recht hat und zeigst
Fälle/Situationen in denen er nicht recht
haben kann. Ich meinerseits glaube daran,
dass die eigene Existenz durch Denken belegbar ist.
Existenz bedeutet ja Bestehen, Dasein.
Wenn ich es richtig verstanden habe Zweifelt
Descartes an allen Sinnen die er hat, da
diese ihn täuschen können und er damit nicht die
Realität erfassen kann (sagst du ja auch).
Nur weil er Zweifelt erkennt er, dass er
als Denker existiert.
Den von dir vorgeschlagene Träumer finde ich
wie soll ich sagen hmmm etwas schwer begreifbar.
wenn ich an Träumer denke, denke ich immer gleich an
Traum. Dein Träumer kommt mir eher wie Gott
vor.
Aber egal im Prinzip ist es nicht anders
wie ein Computerprogramm, eine simulierte
Realität. Aber selbst wenn ich nur simuliert
bin existiere ich irgendwo auf einem Speicher
als Daten, die mich ausmachen, genauso wie
ich im Gehirn des Träumers existiere.
Klar ich bin in dieser Welt nicht greifbar.
Ich könnte sie nie betreten oder meine eigene
verlassen, aber ich habe die Fähigkeit zu Handeln,
zu Denken und das macht doch Existenz aus finde ich.
In dem Fall ist es an sich egal ab das Denken echt
ist oder ob es simuliert ist. Irgendetwas regt deinen Denkprozess an, das existieren muss und du existierst als Folge daraus als Teil von ihm.
(Jetzt kommt mir der freie Wille und KI in den Sinn,
aber das ist ein zu weites Feld ^^)
Das hingegen der Geist beschränkt ist da
kann ich dir nur zustimmen
(Vor allem weil ich und wahrscheinlich viele
andere auch seit geraumer Zeit versuchen sich
Quanten und so Krimskrams vorzustellen).
danke für die schöne Antwort. Du gehst ja schon auf den Kern der Frage ein, ob man die Existenz durch Denken beweisen kann. Nun, wenn Descarte an allen seinen Sinnen zweifelt und daraus folgert, dass er durch seinen Zweifel/Denken existiert,
dann würde das implizieren, dass das Denken kein Sinn ist, oder etwas übernatürliches. Das fällt uns Menschen leicht zu sagen, weil wir nichts größeres oder beeindruckenderes kennen als das Denken (manche stellen vielleicht auch den Glauben an die höchste Stelle ;) ). Wenn nun das Nachdenken aber etwas ganz primitives in einem übergeordneten System ist und für die Wesen (wie auch immer) von dort so wie für uns die Verdauung eines Einzellers ist, dann verliert das Denken rein theoretisch einiges an seiner Übernatürlichkeit.
Wenn nun alles tatsächlich eine Simulation, sagen wir, eine Matrix ist, dann existieren wir nur nach unserem Verständnis, wir existieren in unserem geschlossenen System, aber nicht in dem übergeordneten.
Ich bin aber froh darüber, dass das sehr spekulativ ist, für mich ist Existenz real.
Aber sicher nicht durch das Denken beweisbar, durch nichts beweisbar -
fühlbar, durch das Gefühl des Seins, das gefühl der Existenz. :)
.tobias
RayTski (Gast) - 12. Jan, 16:26
Mal ein phänomenologischer und ein vulgär postmoderner Versuch
Ich muss zugeben, dass ich eher Ava´s Standpunkt zustimme. Von dem wurd ich ja auch auf diese Seite aufmerksam gemacht. ^^
Aber zurück zum ernst:
Ich finde, deine Ausführungen machen recht gut die Unsicherheit des "wie", die unsicherheit menschlicher wie gegenständlicher Essenz, deutlich. Jedoch sehe ich diese von der Existenz losgelöst.
Um also Descartes Gedankengang mal pseudo-existentialistisch nachzuzeichnen:
Um Existenz nachweisen zu können, müssen wir zunächst definieren, was Existenz heißt. Am einleuchtendsten erscheint hier (mit einer Einschränkung, die gleich noch dazu kommt), Heideggers "esse est percipi" (sein heißt wahrgenommen werden), erweitert von Sartre zu "esse est posse percipi" - sein heißt wahrgenommen werden. Denn egal, welche Szenarien ich mir auch ausmale: Es ist absolut keine Möglichkeit vorstellbar, wonach es für das, was ich sehe, überhaupt keinen Grund gibt.
Hier kommt dann die Einschränkung dazu: natürlich ist nicht alles Gold was glänzt, ergo muss nicht alles so sein, wie es scheint. Aber das ist ja die Essenz, uns geht es um die Existenz, das heißt, egal, ob der Stuhl vor mir ein "echter" Stuhl oder eine Simulation einer Matrix oder das Produkt eines Traums ist, irgendwas ist er. Er existiert also, auch wenn ich mir nicht sicher sein kann, was er ist.
Nun kommen wir zur Existenz von mir: wenn sein wahrgenommen werden können heißt, mache ich das Sein ja direkt von mir abhängig: Nur was "wahrnehmbar" ist in dem Sinne, dass ich es auf die eine oder andere Art wahrnehmen könnte, wird als existent akzeptiert. was sagt aber, dass ich bin?
Meine Existenz von irgendetwas anderem als mir Abhängig zu machen, macht das bisher gesagte wieder sinnlos, ich muss mich also wahrnehmen, wie ich wahrnehme. Was jetzt natürlich nicht als Endlosschleife alla "ich sehe, wie ich sehe, wie ich sehe..." gedacht werden kann. Dennoch: ich nehme wahr, dass ich wahrnehme, ergo bin ich, denn mein denken ist wahrnehmbar. Ich weiß jetzt immer noch nicht, ob ich eine selbstbewusste KI, ein Träumer oder sonstwas bin, meine Essenz ist mir nämlich nicht sehr zugänglich, dafür weiß ich aber immerhin, dass ich irgendwie existiere.
Hier setzt dann übrigens der interessante Teil von Sartre an: Wenn ich gleichzeitig mein eigener Betrachter bin, also mein eigener Existenzgrund bin, gibt es in meinem eigenen Sein einen interessanten Unterschied "zwischen mir", dass, was in der Postmoderne manchmal Differänz genannt wird (also eine Differenz mit sich selbst). Ich bin also, was ich nicht bin - Betrachter und Betrachtetes auf einmal, eben das, was das Wort "Selbstbewusst" ausdrückt. Aus diesem Unterschied zwischen dem Wahrnehmenden und sich selbst leitet Sartre dann die Freiheit des Bewusstseins ab: Ich bin, meine Essenz, genauso wie die Gestalt, die ich der Welt gebe, ist aber noch unentschieden. (Viel komplizierter wirds dann mit der Existenz der anderen, bin aber zu faul, das jetzt auch noch außeinanderzupflücken).
Um dann auch mal auf das bisschen an Postmoderne, dass ich weiß, zurückzukommen, könnte man auch Deleuze und Guattari´s Konzept des All-Einen anführen: Die stellen einfach alles auf die Ebene "virtuell", also fast existierend, und zu dieser Ebene zählt dann das Bewusstsein: etwas, das sich realisieren will (in Form von Wünschen, Bedürfnissen etc.). Realität ist dann nur die Summe (oder besser: Emergenz, also mehr als nur die Summe der Teile) der Zusammenwirkenden, sich realisieren wollenden Virtualitäten. In diesem Konzept gibt es dann keine Negation im Sinne von "es ist nicht", sondern nur noch Differänz. Ein Tisch ist also nur ein Tisch, weil ich ihn als Tisch wahrnehme, er sich mir als Tisch realisiert.
Auf jeden Fall aber danke für die tolle Page, werd mir auch mal den Rest der Page ansehen, ich mag den ganzen philosophischen Kram.
dass du dir Gedanken über dein Leben machst
und mit anderen über sie diskutierst.
Nun aber zu meinem eigentlichen Beitrag.
Du sagst mit deinem Text, dass Descartes
mit seinem Ausspruch "Ich denke, also bin ich."
möglicherweise nicht recht hat und zeigst
Fälle/Situationen in denen er nicht recht
haben kann. Ich meinerseits glaube daran,
dass die eigene Existenz durch Denken belegbar ist.
Existenz bedeutet ja Bestehen, Dasein.
Wenn ich es richtig verstanden habe Zweifelt
Descartes an allen Sinnen die er hat, da
diese ihn täuschen können und er damit nicht die
Realität erfassen kann (sagst du ja auch).
Nur weil er Zweifelt erkennt er, dass er
als Denker existiert.
Den von dir vorgeschlagene Träumer finde ich
wie soll ich sagen hmmm etwas schwer begreifbar.
wenn ich an Träumer denke, denke ich immer gleich an
Traum. Dein Träumer kommt mir eher wie Gott
vor.
Aber egal im Prinzip ist es nicht anders
wie ein Computerprogramm, eine simulierte
Realität. Aber selbst wenn ich nur simuliert
bin existiere ich irgendwo auf einem Speicher
als Daten, die mich ausmachen, genauso wie
ich im Gehirn des Träumers existiere.
Klar ich bin in dieser Welt nicht greifbar.
Ich könnte sie nie betreten oder meine eigene
verlassen, aber ich habe die Fähigkeit zu Handeln,
zu Denken und das macht doch Existenz aus finde ich.
In dem Fall ist es an sich egal ab das Denken echt
ist oder ob es simuliert ist. Irgendetwas regt deinen Denkprozess an, das existieren muss und du existierst als Folge daraus als Teil von ihm.
(Jetzt kommt mir der freie Wille und KI in den Sinn,
aber das ist ein zu weites Feld ^^)
Das hingegen der Geist beschränkt ist da
kann ich dir nur zustimmen
(Vor allem weil ich und wahrscheinlich viele
andere auch seit geraumer Zeit versuchen sich
Quanten und so Krimskrams vorzustellen).
Über die Frage des Seins
danke für die schöne Antwort. Du gehst ja schon auf den Kern der Frage ein, ob man die Existenz durch Denken beweisen kann. Nun, wenn Descarte an allen seinen Sinnen zweifelt und daraus folgert, dass er durch seinen Zweifel/Denken existiert,
dann würde das implizieren, dass das Denken kein Sinn ist, oder etwas übernatürliches. Das fällt uns Menschen leicht zu sagen, weil wir nichts größeres oder beeindruckenderes kennen als das Denken (manche stellen vielleicht auch den Glauben an die höchste Stelle ;) ). Wenn nun das Nachdenken aber etwas ganz primitives in einem übergeordneten System ist und für die Wesen (wie auch immer) von dort so wie für uns die Verdauung eines Einzellers ist, dann verliert das Denken rein theoretisch einiges an seiner Übernatürlichkeit.
Wenn nun alles tatsächlich eine Simulation, sagen wir, eine Matrix ist, dann existieren wir nur nach unserem Verständnis, wir existieren in unserem geschlossenen System, aber nicht in dem übergeordneten.
Ich bin aber froh darüber, dass das sehr spekulativ ist, für mich ist Existenz real.
Aber sicher nicht durch das Denken beweisbar, durch nichts beweisbar -
fühlbar, durch das Gefühl des Seins, das gefühl der Existenz. :)
.tobias
Mal ein phänomenologischer und ein vulgär postmoderner Versuch
Aber zurück zum ernst:
Ich finde, deine Ausführungen machen recht gut die Unsicherheit des "wie", die unsicherheit menschlicher wie gegenständlicher Essenz, deutlich. Jedoch sehe ich diese von der Existenz losgelöst.
Um also Descartes Gedankengang mal pseudo-existentialistisch nachzuzeichnen:
Um Existenz nachweisen zu können, müssen wir zunächst definieren, was Existenz heißt. Am einleuchtendsten erscheint hier (mit einer Einschränkung, die gleich noch dazu kommt), Heideggers "esse est percipi" (sein heißt wahrgenommen werden), erweitert von Sartre zu "esse est posse percipi" - sein heißt wahrgenommen werden. Denn egal, welche Szenarien ich mir auch ausmale: Es ist absolut keine Möglichkeit vorstellbar, wonach es für das, was ich sehe, überhaupt keinen Grund gibt.
Hier kommt dann die Einschränkung dazu: natürlich ist nicht alles Gold was glänzt, ergo muss nicht alles so sein, wie es scheint. Aber das ist ja die Essenz, uns geht es um die Existenz, das heißt, egal, ob der Stuhl vor mir ein "echter" Stuhl oder eine Simulation einer Matrix oder das Produkt eines Traums ist, irgendwas ist er. Er existiert also, auch wenn ich mir nicht sicher sein kann, was er ist.
Nun kommen wir zur Existenz von mir: wenn sein wahrgenommen werden können heißt, mache ich das Sein ja direkt von mir abhängig: Nur was "wahrnehmbar" ist in dem Sinne, dass ich es auf die eine oder andere Art wahrnehmen könnte, wird als existent akzeptiert. was sagt aber, dass ich bin?
Meine Existenz von irgendetwas anderem als mir Abhängig zu machen, macht das bisher gesagte wieder sinnlos, ich muss mich also wahrnehmen, wie ich wahrnehme. Was jetzt natürlich nicht als Endlosschleife alla "ich sehe, wie ich sehe, wie ich sehe..." gedacht werden kann. Dennoch: ich nehme wahr, dass ich wahrnehme, ergo bin ich, denn mein denken ist wahrnehmbar. Ich weiß jetzt immer noch nicht, ob ich eine selbstbewusste KI, ein Träumer oder sonstwas bin, meine Essenz ist mir nämlich nicht sehr zugänglich, dafür weiß ich aber immerhin, dass ich irgendwie existiere.
Hier setzt dann übrigens der interessante Teil von Sartre an: Wenn ich gleichzeitig mein eigener Betrachter bin, also mein eigener Existenzgrund bin, gibt es in meinem eigenen Sein einen interessanten Unterschied "zwischen mir", dass, was in der Postmoderne manchmal Differänz genannt wird (also eine Differenz mit sich selbst). Ich bin also, was ich nicht bin - Betrachter und Betrachtetes auf einmal, eben das, was das Wort "Selbstbewusst" ausdrückt. Aus diesem Unterschied zwischen dem Wahrnehmenden und sich selbst leitet Sartre dann die Freiheit des Bewusstseins ab: Ich bin, meine Essenz, genauso wie die Gestalt, die ich der Welt gebe, ist aber noch unentschieden. (Viel komplizierter wirds dann mit der Existenz der anderen, bin aber zu faul, das jetzt auch noch außeinanderzupflücken).
Um dann auch mal auf das bisschen an Postmoderne, dass ich weiß, zurückzukommen, könnte man auch Deleuze und Guattari´s Konzept des All-Einen anführen: Die stellen einfach alles auf die Ebene "virtuell", also fast existierend, und zu dieser Ebene zählt dann das Bewusstsein: etwas, das sich realisieren will (in Form von Wünschen, Bedürfnissen etc.). Realität ist dann nur die Summe (oder besser: Emergenz, also mehr als nur die Summe der Teile) der Zusammenwirkenden, sich realisieren wollenden Virtualitäten. In diesem Konzept gibt es dann keine Negation im Sinne von "es ist nicht", sondern nur noch Differänz. Ein Tisch ist also nur ein Tisch, weil ich ihn als Tisch wahrnehme, er sich mir als Tisch realisiert.
Auf jeden Fall aber danke für die tolle Page, werd mir auch mal den Rest der Page ansehen, ich mag den ganzen philosophischen Kram.